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Streckensegelflug-Lehrgang

Weil die Luftraumstruktur in und um Essen/Mülheim Streckenflüge nur bedingt zulässt und bereits ein hohes Maß an Erfahrung voraussetzt, hatten Oscar und ich (Robert) beschlossen, an einem Streckenfluglehrgang in Bergheim teilzunehmen. Dieser Lehrgang wurde von der Landesluftsportjugend NRW organisiert und richtete sich an Streckenfluganfänger mit wenigen Stunden Erfahrung nach Scheinerhalt.

Am Freitag nach der Arbeit ging es dann los und wir stellten uns mit beladenem Anhänger in den Feierabend-/Ferienverkehr. In Bergheim angekommen bauten wir zunächst die Zelte auf und lernten die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer kennen.
Der nächste Tag begann mit einem Frühstück und dem für uns nun alltäglichen Wetterbriefing.
Wir wurden nach unserer Erfahrung in Teams eingeteilt: Jedes Team bestand aus einem Doppelsitzer mit Trainer und Teilnehmer sowie zwei Teilnehmern im Einsitzer.
Ich flog am ersten Flugtag im Doppelsitzer und hatte auch direkt mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen: Fremdes Flugzeug, fremder Fluglehrer, fremde Umgebung, schwierige Luftraumstruktur, schwierige Wetterverhältnisse, Teamflug … und nach circa einer Stunde dann auch noch mein Magen.
Nach dieser Erfahrung beschloss ich, am nächsten Tag am Boden zu bleiben und Oscar das Flugzeug zu überlassen.
Krankheitsbedingt musste ich an dieser Stelle den Lehrgang leider abbrechen. Der Ärger war groß, aber schließlich blieb die Erkenntnis, dass ich in dieser Zeit einen anderen Flugplatz, einen anderen Verein und viele neue Leute kennengelernt habe. Und dieser Lehrgang wird mit Sicherheit nicht mein letztes Mal in Bergheim gewesen sein.

Mich (Oscar) hat der Lehrgang unglaublich nach vorne gebracht. Dieser Streckenfluglehrgang bietet die Möglichkeit, jeden Tag mit demselben Flugzeug auf Strecke zugehen und mit Trainern, die 40 Jahre Streckenflugerfahrung mitbringen, zusammen zu arbeiten. Dadurch macht man sich mit der Leistung seines Flugzeuges vertraut und kommt nach den Flügen zum Dialog darüber, an welcher Stelle man sich noch verbessern oder sein theoretisches Wissen über den doch sehr komplexen Segelflugsport aufbessern kann. Der Lerneffekt entsteht aber vor allem dadurch, dass man einfach auf Strecke geht, ganz unkompliziert und selbstverständlich. So habe ich in fünf Flugtagen 23 Flugstunden gesammelt und bin meine drei längsten Flüge und meine 4 weitesten Strecken überhaupt geflogen, zweimal 300 Kilometer und einmal 390 Kilometer.
Das Format, wie man mit dem Trainer auf Strecke geht, funktioniert so, dass der Trainer vorrausfliegt, das Tempo angibt und einem die Thermik anzeigt. Meine Teamkollegin und ich können aber auch mal vorfliegen und die Entscheidungen treffen. Wir haben aber die Sicherheit, dass, falls wir mal keine Thermik finden, der Trainer rechtzeitig eine Fehlentscheidung erkennt und dafür sorgt, dass wir immer wieder hochkommen. Dadurch wird einem die Anspannung während eines Streckenfluges, die man zu Beginn meist hat, genommen und man geht einen Überlandflug viel lockerer an.
Ich habe auch an einem Tag die Möglichkeit wahrgenommen, bei meinem Trainer in seinem Doppelsitzer mitzufliegen. Während dieses Fluges konnte ich in der Situation besprechen, wie man eine Wolke (unter Cumuluswolken findet man häufig Thermik) anfliegt und wie man das stärkste Steigen in der Thermik findet. Das hat den Vorteil, dass man die Punkte nicht wie bei dem oben genannten Format erst wieder am Boden bespricht, sondern das Gelernte direkt bei der nächsten Wolke ausprobieren kann und man direktes Feedback bekommt.
Zusammenfassend kann ich nur jedem, der nach dem Scheinerhalt Ambitionen im Streckenflug hat, ans Herz legen, an einem solchen Streckenflug-Lehrgang teilzunehmen.

Ein großer Dank geht an die Mitwirkenden, die Luftsportjugend NRW und die Segelflugkommission des Aeroclub | NRW e.V. und natürlich dem Verein vor Ort dem LSC Erftland e.V. am Segelflugplatz Bergheim sowie den Trainern.