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Zurück zu den Anfängen! SG 38 Fliegen auf der Wasserkuppe

In diesem Jahr wollten wir (Sophie, Robert und Till) die Ursprünge des Segelflugs erkunden. Dazu ging es zusammen mit der Luftsportjugend NRW auf die Wasserkuppe, den „Berg der Flieger”. Hier haben bereits 1911 Darmstädter Schüler und Studenten erste Flugversuche mit selbstgebauten Gleitern durchgeführt. Dort ist auch der Oldtimer Segelflug Club Wasserkuppe beheimatet, der für Interessierte regelmäßig Flugbetriebe mit dem SG 38 durchführt.

Der Schulgleiter 38 ist ein völlig offener Hanggleiter aus den 1930er Jahren. Gestartet wird nicht wie sonst üblich mit einer Seilwinde oder im Flugzeugschlepp, sondern ganz altmodisch im Gummiseilstart. Hierbei spannen zwei Teams mit je 8 Personen zwei Seile wie bei einer Flitsche. Hinten wird das Flugzeug von einer Haltemannschaft an Stricken festgehalten. Bei ausreichender Seilspannung wird das Flugzeug dann losgelassen und nach vorne katapultiert. So kommen am Hang Höhen von 15 bis 20 Metern und Flugzeiten von bis zu 25 Sekunden zusammen.

Im Vergleich zu heutigen Segelflügen sind dies natürlich keine nennenswerten Zahlen, aber zu wissen, dass sich unser ganzer Sport an diesem Ort aus diesen zaghaften Versuchen entwickelt hat, erfüllt trotzdem mit Ehrfurcht und Demut. So waren auch die ersten Kontakte mit dem Flugzeug eher vorsichtig. Die zahlreichen Seile, die sehr dünne Beplankung und die Bespannung, durch die man hindurchgucken konnte, vermittelten einen eher fragilen Eindruck. Die Idee, mit dieser Konstruktion zu fliegen, wirkte auf einmal doch etwas wagemutiger als zunächst gedacht.

Zum Glück hatten wir unseren Fluglehrer Josef “Sepp” Ecker vom OSC Wasserkuppe an unserer Seite, der uns schnell den Umgang mit Flugzeug und Gummiseilstart näherbrachte. Dann ging es auch schon los mit dem Fliegen, denn von unserer 30-köpfigen Truppe wollten alle innerhalb von zwei Tagen 3-mal fliegen, um die Startberechtigung Gummiseil zu erlangen.

Unsere Gruppe teilte sich auf in die „Gummihunde”, welche später mit purer Muskelkraft den Schulgleiter in die Luft ziehen, die Haltemannschaft, welche das Flugzeug solange wie möglich an Ort und Stelle halten und die Rückholtruppe, welche Pilot und Flugzeug nach geglücktem Flug wieder zum Startplatz bringen würde.

Der Start ist beeindruckend: Während die Startmannschaft das Gummiseil immer weiter spannt, knarzte und knackte das Flugzeug unter der immer größer werdenden Last. Kurz vor dem eigentlichen Start hat das sechsköpfige Halteteam bereits Schwierigkeiten, das Flugzeug noch zu halten. Dann gibt der Fluglehrer das Kommando: „Los!”. Mit überraschend starker Beschleunigung wird der Schulgleiter in wenigen Sekunden auf rund 70km/h beschleunigt und hebt ab. Doch noch ist der Start nicht vorbei. Auch nach dem Abheben rennt die Startmannschaft solange sie kann weiter, um dem Flugzeug auch noch das letzte Quäntchen Energie mitzugeben.

Nach dem Lösen des Gummiseils aus der Haltelasche beginnt der Gleitflug: Man nimmt die Fahrt leicht zurück auf die Geschwindigkeit des besten Gleitens und genießt den Wind, der einem um den ganzen Körper bläst. Noch nie hat man sich dem Fliegen so nah gefühlt: Die offene Konstruktion ermöglicht einen tollen Rundumblick nicht nur zur Seite, sondern vor allem auch nach unten. Der SG38 ist im Gegensatz zu allen anderen Flugzeugen nicht mit Instrumenten für Höhe, Geschwindigkeit, etc. ausgestattet. Das Fliegen erfolgt ganz intuitiv, was dem tollen Gefühl ebenfalls zuträglich ist. Man merkt dem Flugzeug sein Alter an: auch in der Luft knarzt und knackt alles, trotzdem fällt das Steuern ganz leicht. Wie von anderen Flugzeugen gewohnt, folgt der SG 38 wie von allein dem Richtungswunsch. Ehe man sich’s versieht, ist der Flugspaß dann auch schon wieder vorbei Wer mehr als 20 Sekunden Flugzeit auf die Uhr gebracht hat, kann schon etwas von sich halten. Die Landung ist denkbar einfach, man folgt dem Gelände, nimmt den Knüppel leicht zurück und setzt auf. Dank der langen Kufe ist es dem Flugzeug relativ egal, wie man den Boden wiederfindet.

So flogen wir den ganzen Samstag bis abends um 21 Uhr auf der Wasserkuppe und auch am Sonntag ging es wieder hinauf auf den “’Berg der Flieger”. Das Wochenende war lang und kräftezehrend, aber die insgesamt rund eine Minute Flugzeit hat es mehr als wett gemacht, sodass wir gerne wiederkommen!

Vielen Dank an alle Mitwirkenden für das tolle Wochenende.