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Ein Versuch, den Vereins- und Ausbildungsbetrieb aufrechtzuerhalten und die Wartezeit zu verkürzen

Seit nunmehr Mitte März ist der Vereinsbetrieb für alle Sportstätten im Land NRW aufgrund der aktuellen COVID-19 Pandemie untersagt. Auch wir vom AERO-CLUB Mülheim an der Ruhr e.V. sind davon betroffen, wenn auch der Flughafen Essen/Mülheim über die Krise hinweg geöffnet blieb und als wichtiger Teil der Infrastruktur zur Verlegung von Corona Patienten aus Frankreich diente.

Zum Zeitpunkt der Restriktionen befanden sich unsere Segelflieger noch in der Winterpause und die Zeit wurde intensiv genutzt, um sich auf die neue Saison – die Ende März beginnen sollte – vorzubereiten. Bis zu den Einschränkungen hatten wir, wie alle anderen Vereine, mit viel Kraft und Einsatz auf den Beginn der neuen Saison hingearbeitet. Doch als diese dann kamen, leisteten auch wir selbstverständlich unseren Beitrag zur Eindämmung des Virus.

Wenn eine Sportstätte zeitweise schließen muss, geht es nicht wie bei vielen unserer Mitmenschen in dieser Zeit um Existenz, Arbeitsplatzverlust oder Ähnliches. Es geht jedoch ein Stück Lebensqualität verloren, die unsere Mitglieder bei uns gefunden haben und auch jeder anderer Sportler in seiner oder ihrer jeweiligen Sportart und Hobby sieht. Auch deshalb suchten wir nach Mitteln, um den Vereins- und Ausbildungsbetrieb in welcher Form auch immer aufrechtzuerhalten.

Am naheliegendsten war es, den laufenden Theorieunterricht zu virtualisieren und auch so die Bindung von neuen, noch in der Schulung befindlichen Vereinsmitgliedern, beizubehalten. Eine Lösung fanden wir durch die Software „Adobe Connect“, welche speziell als virtuelles Klassenzimmer gedacht ist. Unsere Idee war, nicht nur den Theorieunterricht online nachzuholen, sondern auch verschiedene Vortrags- und Exkursreihen anzubieten, um die Motivation und Stimmung im Verein hochzuhalten. Gleichzeitig konnten auch Vorstandssitzungen oder Jugendabende über diese Plattform abgewickelt werden. Die Rückmeldung unserer Mitglieder war eindeutig: „Bitte weiter so!“, hieß es nach den ersten Veranstaltungen einstimmig. Innerhalb kürzester Zeit wurde ein beinahe tägliches „Programm“ auf die Beine gestellt, welches so selbstverständlich eingeschaltet wurde wie abends der Fernseher. Der einzige Unterschied: Bei uns gab es keine Verschiebungen im Programm, weil der hundertste Brennpunkt gesendet wurde.

So kamen Abend für Abend unsere Mitglieder zusammen, um zum Beispiel zu hören, wie genau das Segelfliegen in Namibia aussieht und lauschten gespannt, was ein Scheich aus Saudi-Arabien mit der ganzen Sache zu tun hatte. Die Zuhörerschaft der jeweiligen Fluglehrer und Referenten ging vom 14-jährigen Flugschüler, der aufgrund der Schulschließungen mal wieder froh war, etwas zu lernen und seine Freunde zu sehen, bis hin zum langjährigen Piloten und Vereinsmitglied. Im Theorieunterricht wurde zum Beispiel der noch ausstehende Lehrplan vollendet und die Zeit dafür genutzt, den Funksprechunterricht realistisch nachzubilden.

Nach nunmehr 7 Wochen unter Kontakteinschränkungen zeigt sich, wie der Wegfall vieler Freizeitbeschäftigungen auch die physische und psychische Gesundheit belasten kann. Deshalb sind solche Konzepte äußerst wichtig. All unsere Bemühungen stellen sicherlich keinen Ersatz zum wirklichen Fliegen dar. Dennoch verkürzt der Einsatz des virtuellen Schulungsraumes und die vielseitigen Angebote der verschiedenen Vereinsmitglieder die Wartezeit etwas, indem das Vereinsleben digital aufrechterhalten wird.

Wenn Sportstätten dann wieder öffnen dürfen und wir wieder fliegen werden, haben wir mit Sicherheit eine bis in die Haarspitzen motivierte Truppe beim Flugbetrieb. Wir wünschen allen Sport- und Flugvereinen einen guten, wenn auch verspäteten, Start in die neue Saison und bitten, die Maßnahmen und Einschränkungen, die gegebenenfalls noch kommen werden, ernstzunehmen und zu befolgen. So können wir alle so schnell wie möglich wieder unseren Hobbies nachkommen und ein Stück Lebensqualität zurückgewinnen.