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Vom Segelflieger zum Verkehrspiloten

Ich bin Malte, 18 Jahre alt und seit August 2019 Flugschüler an der European Flight Academy in Bremen. In diesem Beitrag möchte ich gerne über meinen fliegerischen Werdegang berichten und mit Euch teilen wie alles mit dem Segelfliegen am AERO-CLUB Mülheim begann.

Vielleicht waren es die startenden Flugzeuge am Flughafen in meiner Heimatstadt Düsseldorf, die mich immer nach oben schauen ließen. Jedenfalls stand für mich bereits in den ersten Jahren meiner Grundschulzeit fest: Ich werde später einmal Pilot! Es war fortan toll ein Ziel vor Augen zu haben, wodrauf ich hinarbeiten konnte.

Mit 15 Jahren begann ich dann mit dem Segelfliegen am AERO-CLUB Mülheim am Flughafen Essen/Mülheim.

Bereits bei meinem ersten Schulflug lernte ich das doppelsitzige Segelflugzeug zu steuern. Der Fluglehrer, der mich begleitete, brachte mir zunächst die fliegerischen Grundlagen bei. Dazu gehören zum Beispiel die Funktionsweise der einzelnen Ruder und ihre Wirkung. Danach wurde der Geradeausflug geübt und später kam noch neben dem Kurvenflug das Starten und Landen dazu. Ein Traum wurde wahr und dieses Gefühl in hunderten Metern über dem Ruhrgebiet zu schweben hat mich seitdem nicht mehr losgelassen.

Das Segelfliegen wurde zu meiner Leidenschaft, in dem ich viele tolle Erfahrungen sammeln konnte und gute Freundschaften entstanden sind. Besonders gerne erinnere ich mich an meinen ersten Alleinflug – die sogenannte A-Prüfung zurück. Es war ein unbeschreibliches Gefühl zum erstem Mal alleine ein Segelflugzeug zu steuern. Es folgten die B- und C-Prüfung bei denen weitere fliegerische Fähigkeiten, wie zum Beispiel eine Landung in einem vorgegebenen Zielfeld und der Seitengleitflug demonstriert werden müssen.

Ein weiteres Highlight war mein erster Überlandflug in Frankreich, welcher ebenso noch zur Ausbildung zum Segelflugzeugführer dazugehört. Bei bestem Sommerwetter konnte ich mithilfe von thermischen Aufwinden eine Strecke von 50 Kilometern zurücklegen.

In den Winterpausen kam neben den Baustunden, bei denen die vereinseigenen Flugzeuge gewartet wurden, der Theorieunterricht hinzu. Wir wurden in den Fächern Meteorologie, Luftrecht, Menschliches Leistungsvermögen, Navigation, Flugplanung und Flugleistung, Kommunikation, Betriebliche Verfahren, Grundlagen des Fliegens und Aerodynamik auf den Flugbetrieb vorbereitet. Im Fach betriebliche Verfahren lernten wir zum Bespiel das richtige Verhalten beim Start und bei der Landung kennen. Anders als Motorflugzeuge können wir Segelflieger nicht aus eigener Kraft starten. Das bedeutet, wir werden entweder von einem motogetriebenden Schleppflugzeug in die Luft gezogen oder wir machen einen Windenstart. Dabei wird das Segelflugzeug von einer Seilwinde in wenigen Sekunden auf über 100 km/h beschleunigt und etwa 400 Meter hoch in den Himmel gezogen.

Auch lernte ich die gemeinsame Teamarbeit zu schätzen: Denn die Durchführung eines sicheren Segelflugbetriebs ist nur mit vielen Helfern möglich. Bereits früh habe ich dadurch gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Die vielen schönen Erfahrungen haben meinen Wunsch, die Fliegerei beruflich auszuüben, weiter gestärkt!

Zum Ende meiner Schulzeit bewarb ich mich dann an der European Flight Academy, der Flugschule der Lufthansa Group. Der nächste Schritt, um irgendwann ein Verkehrsflugzeug fliegen zu können, bestand aus einem dreistufigen Auswahlverfahren. Am ersten Tag wurden Kenntnisse unter anderem in Mathematik, Englisch, Physik und räumliches Vorstellungsvermögen geprüft. Die zweite Stufe war ein Assessment Center mit Gruppenspielen und psychologischen Gesprächen. Die Tests sind anspruchsvoll, aber durch gute Vorbereitung und ein bisschen Glück machbar. Als letztes stand noch eine fliegerärztliche Untersuchung an. Die Freude war riesig als ich erfuhr, dass ich es tatsächlich geschafft habe!

Im August 2019 war es dann endlich soweit: Mein Kurs wurde an der Flugschule in Bremen willkommen geheißen. Die ersten zwölf Monaten begannen mit der theoretischen Ausbildung, bevor wir anschließend auf einmotorigen Motorflugzeugen geschult werden. Nach zwei Jahren schließen wir die Ausbildung mit dem sogenannten Typerating ab, das uns berechtigt, einen bestimmten Flugzeugtypen zu fliegen.

Der Theorieunterricht in Bremen besteht aus 14 verschiedenen Fächern. Viele Grundlagen kannte ich bereits vom Segelfliegen. Es ist hilfreich im Unterricht ein erstes Verständnis für die meisten Zusammenhänge zu haben. Eines der neuen Fächer ist Triebwerke und Elektrik in welchem wir beispielsweise die Funktionsweise von Turbinen-Triebwerken kennenlernen. Die Nachmittage nach dem Unterricht nutzen wir meistens für die Vorbereitung auf die anstehenden internen Prüfungen. Trotz der intensiven Ausbildung kommt auch die Freizeit nicht zu kurz: Besonders in den Sommermonaten treffen wir uns gerne am Werdersee oder genießen die Atmosphäre auf dem Freimarkt, der fünften Bremer Jahreszeit.

Fliegen ist für mich eine Leidenschaft und Verkehrspilot mein Traumberuf!

Interessiert dich auch die Fliegerei oder träumst du davon Pilot/in zu werden? Dann schau doch gerne mal am Wochenende (wenn wieder geöffnet) bei uns am AERO-CLUB Mülheim (am Flughafen Essen/Mülheim) vorbei. Einmalige Momente sind garantiert und vielleicht wird es auch für dich der erste Schritt in die Verkehrsfliegerei!

Ich freue mich auf euch, Euer Malte

Der Text enthält meine privaten Erfahrungen und ist kein offizielles Dokument der Lufthansa Group.